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Alt 18.07.2010, 03:55
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Schnüffelchen Schnüffelchen ist offline
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Standard AW: Lungenkrebs inoperabel und Lebermetastasen

liebe vesna, liebe fories,

es stimmt mich wieder unendlich traurig solche zeilen lesen zu müssen. schon wieder ein schicksal welches ich nur zu gut nachempfinden kann!
ich befinde mich in einer ähnlichen situation wie du vesna. meine mutter (55) hat ein malignes melanom, auch besser bekannt unter dem schwarzen hautkrebs, am rücken bekommen. leider wurde dieses erst so spät behandelt dass sie nun metas in der lunge, knochen, lymphe und bauchfell hat. sie nimmt zur zeit an einer studie teil, seit 2,5wochen um genau zu sein. wie und ob die medis anschlagen, das erfahren wir erst in 6wochen beim ct. diese behandlung ist allerdings auch nur palliativ.
bis heute weiss sie nicht dass ich weiss wie schlimm es wirklich um sie steht, denn sie versucht vor allen so zu tun als ob sie sich erst in stadium lll ohne metas befindet, doch leider ist dies nicht der fall somit machte ich mir anfangs noch enorme hoffnungen, welche dann allerdings zerplatzten wie eine seifenblase.
die ersten tage war ich in einer art trance, in etwa so wie in der zeit wo wir die erstdiagnose erhielten. dein körper funktioniert nur noch, doch deine gedanken sind nicht mehr da, nicht mehr in dieser welt...sie kreisen einfach nur vor sich hin und finden einfach nicht die richtige antwort.
schon damals war es schlimm, diese ungewissheit was da wohl kommen mag, wie die chancen stehen usw. ich denke mal hier wird jeder wissen was ich meine! doch dann die entwarnung seitens meiner mutter; er hat nicht gestreut! was waren wir erleichtert, allerdings entsprach es nicht der grausamen wahrheit die ich nun vor zwei wochen erfuhr...
behandlung palliativ, ich denke mal etwas schlimmeres kann man als angehöriger oder betroffener nicht zu lesen bekommen. sollten meine ganzen hoffnungen jetzt umsonst gewesen sein? die ganze kraft die ich in den letzten wochen zusammen gesammelt hatte entludt sich schlagartig und wechselte wieder in einen einzigen alptraum mit ungewissem ende über.
ganz am anfang der diagnose wagte meine mama den versuch mit mir darüber zu sprechen wie es weitergeht wenn sie nicht mehr da ist...ich konnte es nicht hören und machte ihr klar dass ich davon noch nichts wissen möchte, denn es war für mich so realitätsfern dass sie plötzlich nicht mehr da sein sollte...nein, das kann nicht sein, sie steht doch noch vor mir und ist wie immer, also warum solch ein thema anschlagen??? jetzt sehe ich das schon ein wenig anders...der schock sitzt noch tief, führte jedoch auch dazu dass ich mir so langsam gedanken darüber mache (leider machen muss) wie es weitergehen wird wenn tag x irgendwann eintritt. tja, nur leider drehe ich mich im kreis! sie ist die einzigste die mir bis hierher geblieben ist. mein vater (kaum kontakt) verstarb 2005. habe auch keine großeltern mehr, meine letzte omi verstarb ende 2008. ansonsten gibt es da noch mein cousinchen, meine tante und mein onkel und ich weiss auch dass sie immer für mich da sind wenn was ist, jedoch hält sich der kontakt, abgesehen von telefonaten, auch sehr in grenzen, wenn es hoch kommt sieht man sich einmal im monat!
es tut weh, nur im kopf spiele ich den ernstfall schon durch. das kommt ganz automatisch, ich will es garnicht, aber es kommt einfach so und ich kann es nicht dauerhaft verdrängen wie geht es dann weiter??? es fängt schon bei der beerdigung an...fragen wie:
wie soll ich diesen tag rein psychisch überstehen?
wie soll ich in einem schockzustand das alles organisiert bekommen?
wird mir dabei jemand helfen?

bitte versteht mich nicht falsch wenn ich jetzt über finanzielles anfange, nur ich werde gleich den hintergrund erläutern
wie wird es finanziell weiterlaufen? ich werde auf der straße landen! das schicksal hat es nicht so gut in der hinsicht mit mir gemeint und durch die beerdigung meines vaters (obwohl er nie für mich zahlte und auch den kontakt nicht für wichtig hielt) die ich zu zahlen hatte, kam ich in die schuldenfalle und ich habe jetzt noch mit den folgen zu kämpfen (eidesstaatliche versicherung, kontopfändungen usw). wäre meine mama nicht, dann wäre ich so einige male schon ganz unten gelandet, sie hatte immer ihre schützende hand über mir! wenn sie nicht mehr ist, dann könnte es in dieser hinsicht auch ein ganz schlimmes ende mit mir nehmen!
es sind nur wenige gedanken die ich daran verschwende, doch sie sind nunmal da, obwohl ich mich teilweise selber für sie schäme. nur genau dann wird mir mal klar wieviel ich ihr ansich zu verdanken habe. sie schenkte mir nicht nur mein leben, sie zeigte mir nicht nur wie man lebt, nein, sie hält mich teilweise noch am leben, stärkt mir den rücken, ist immer da für mich, ganz egal um was es sich handel, ob nun wegen so etwas, oder jedem anderem kleinen oder großen problem!!! in jeder lebenslage ist sie da, spielt eine rolle, eine sehr große sogar!

doch die schlimmsten vorstellungen und gedanken dabei sind die meines herzens
warum möchte der da oben mir den menschen nehmen den ich am meisten liebe? womit hat sie solch ein schicksal verdient? nie wieder mit ihr über probleme reden, nie wieder mir ihr lachen, nie wieder geschichten von früher hören, nie wieder diskutieren, nie wieder sie in den arm nehmen, nie wieder ihre stimme am telefon hören, nie wieder zu ihr gehen und mit ihr zusammen essen weil sie extra gekocht hat und sooo lange in der küche stand, nie wieder mit ihr autofahren und streiten weil sie genauso eine schlechte beifahrerin ist wie ich es bin ....... nie wieder in ihrem arm liegen, sie riechen, spüren, drücken, einfach nur bei sich haben!? selbst die situationen in denen man sich mal nicht so toll versteht und streitet erscheinen mir plötzlich als so enorm wichtig! habe ich denn mit 25jahren nicht mehr das recht auf meine mami??? ich möchte ihr noch einen enkel schenken, doch wird sie das noch erleben dürfen???

diese ganzen gedanken machen mich kaputt! habe beschlossen mir jetzt hilfe zu suchen, denn ich alleine kann es nicht verarbeiten. zusätzlich habe ich noch andere probleme und teilweise weiss ich nicht wo mir der kopf so steht. es ist ein einziger horror!!!

zeitweise treiben mich die depressionen soweit dass ich mir sage; nimmt man sie mir weg, dann möchte auch ich nicht mehr bleiben. ich weiss, das klingt heftig, aber ich schreibe mir hier grad einiges von der seele und aus mir spricht gerade nur meine ehrlichkeit. ich glaube das hier habe ich jetzt gebraucht. ich wollte das alles garnicht so ausfürhlich schreiben wollte vesna nur das gefühl geben dass es da noch wen gibt (wie auch noch viele andere hier) die sie mit ihren empfindungen und der verzweiflung zu 100% versteht, auch wenn es bei uns noch nicht abzusehen ist ob man bald auch schon bei einem hospiz anfragen müsste. -nur die nachricht und der schock bleibt der gleiche.

entschuldigt bitte dass das hier so alles aus mir ausgebrochen ist, nur aufeinmal schrieb ich und schrieb und schrieb

vesna, nochmal zu dir; ich wünsche dir und deiner familie ganz ganz viel kraft für die bevorstehende zeit!!!

ich schreibe dir gleich nochmal eine pn (keine angst, die wird nicht so lang werden ), vllt habe ich was für dich was evtl noch etwas helfen könnte...
__________________
Liebe Grüße
Alessandra


http://www.youtube.com/watch?v=8pktE6ddPvk

Meine über Alles geliebte Mami...am 05.12. musste ich dich gehen lassen. Mein einziger Trost ist, dass nun dein Leid ein Ende hat. Ich werde dich immer Lieben und auch sehr vermissen!!! Für dich kämpfe ich weiter, denn egal wo du nun auch bist, ich möchte, dass du Stolz sein kannst... In meinem Herzen lebst du weiter!
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